Frida Kahlo erzählte einmal in einem Interview, dass sie zwei schwere Unfälle in ihrem Leben erlitten hätte: einen, bei dem sie eine Straßenbahn überfuhr, und der andere sei Diego gewesen.

Sie bezog sich dabei auf ihren Mann und Künstlerkollegen Diego Rivera, mit dem sie eine sehr heikle Beziehung führte. Ihre Ehe schwankte zwischen leidenschaftlichen Höhen und bitteren Tiefen. Die Tiefen rührten oft von Riveras andauernden Betrügereien und der Untreue von Kahlo selbst her.

Fast zehn Jahre nach ihrer Heirat begann Rivera eine Affäre mit der Schwester von Frida Kahlo – etwas, das sie nicht länger tolerieren konnte, und die beiden Künstler ließen sich 1939 vorübergehend scheiden.

In diesem Jahr malte Frida Kahlo The Two Fridas, ihr erstes großes Gemälde, in dem sie ihre Erfahrungen unmittelbar verarbeitete, und das noch bis heute als eines ihrer bedeutendsten Werke gilt.

Die sie ständig begleitenden Leiden, den letztlich auch immensen körperlichen Schmerzen aus ihren zahllosen Operationen, denen sie sich in ihrem Leben unterziehen musste, würden zum Ende ihres Lebens noch einmal Thema in einem Gemälde, The Wounded Deer, werden, die sie so mit ihrem Publikum teilte.

Interpretation

Kunst ist ein wirksames Mittel, um Leiden und Erfahrungen von Schmerz zu transportieren – wahrscheinlich mehr, als es Worte allein je könnten.

Denn Leiden und schmerzhafte Erfahrungen gehen über das tatsächliche Auftreten von körperlichen Schmerzen hinaus und durchdringen und umfassen die Gesamtheit unseres Lebens.

Und die beste Kunst entsteht aus diesem Leiden, in der einen oder anderen Form. Schmerzen sind universell, was der Grund ist, warum Kunst Barrieren überwindet und Menschen zusammenbringt.

Niemand würde jemals unter chronischen Schmerzen leiden wollen. Dennoch kann die Erfahrung von Schmerz das Leben auch in positiver Weise nachhaltig beeinflussen.

Es ist nicht wirklich ungewöhnlich, dass Menschen, die unter chronischen Schmerzen leiden, mehr innere Stärke entwickeln und sich mehr in sich selbst hineinversetzen, was zu einem besseren Selbstverständnis führt. Chronische Schmerzen können den Verlauf unseres Lebens verändern und zu zufriedenstellenderen Erfolgen führen.

Nutze also dein Leiden, um Schönes zu schaffen. Lass es nicht verkommen und erschaffe Kunst: Schreibe, male, mache Musik. Schaffe Skulpturen. Leite deinen Schmerz in die Erschaffung von etwas wirklich Wundervollem, und mache so aus deinem Fluch einen Segen.

Randbemerkung

Das Leben ist oft genug voller Leid und Schmerz, und das Schicksal des Menschen ist es, Zeugnis über die ständigen Tragödien zu leisten. Aber es gibt auch Liebe, es gibt Hoffnung und es gibt Schönheit, und wir können viele dieser Wunder in unserer gleichermaßen „verdorbenen“ wie lebendigen Welt entdecken. Menschlich zu sein, und das ist tief in unserem Wesen verankert, bedeutet schließlich zu kämpfen und zu leiden.


Dieser Text entstand ursprünglich für die zweite Version der ÜBERSCHRIFTEN.